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Bürgermeisterwahl 2016 | Hohe Wahlbeteiligung wichtig

Obwohl Alleinkandidat nimmt Bürgermeister Frank Werner die Wahl am 6. November nicht auf die leichte Schulter: Das Wahlziel lautet 40 Prozent plus x

Eigentlich könnte Frank Werner seinen Urlaub anders nutzen, vielleicht mit Ehefrau Petra und den Kindern Damian und Tamina in den Süden fahren. Vielleicht auch den Herbstschnitt im Garten besorgen. Oder einfach gar nichts machen. Aber der 49-Jährige hängt Plakate an Laternenmasten, klappert die Straßenzüge ab, um ein 20 Seiten dickes Wahlprospekt unter die Leute zu bringen, und hat zwei Infoveranstaltungen absolviert. "Ihre Stimme zählt" heißt es auf den Plakaten. Dabei ist Frank Werner Alleinkandidat bei der Bürgermeisterwahl am 6. November. Darüber unterhielt sich die RNZ mit unserem Amtsinhaber.

RNZ: Sie machen Wahlkampf, obwohl Sie allein auf dem Stimmzettel stehen. Etwas seltsam, oder?

Frank Werner: Nicht wirklich. Zum einen hatte ich das schon vor, bevor die Bewerberlage klar war, zum anderen geht es mir schon um eine vernünftige Wahlbeteiligung. Da bin ich durchaus ehrgeizig.
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RNZ: 1675 Stimmen und 62,4 Prozent waren vor acht Jahren ein Super-Ergebnis.

Frank Werner: Das aber wahrscheinlich nicht mal ansatzweise zu wiederholen ist. Das war damals eine ganze andere Konstellation. Wenn ich mir die Wahlbeteiligung anschaue, die allein kandidierende Kollegen in anderen Gemeinde erreichten, wäre ich mehr als zufrieden, wenn eine Vier davor stünde, also mehr als 40 Prozent. Dafür kämpfe ich auch. Wenn man sich acht Jahre lang die Hacken abläuft, dann ist es einem halt nicht egal, wie viele Stimmen man bekommt.
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RNZ: Es ist wohl unstrittig, dass sich in Angelbachtal in den letzten acht Jahren viel bewegt hat: Neubaugebiete, Kinderbetreuung, Ortssanierung, Konversion im Röhrigwald, Kreiselbauten, Feuerwehrhaus, Mensa. Was war Ihnen am wichtigsten?

Frank Werner: Ich bin schon ein bisschen stolz, dass wir die vielen Investitionen bei sinkenden Schulden hinbekommen haben. 2008 lag die Pro-Kopf-Verschuldung bei 1100 Euro, jetzt sind wir bei etwa 300 Euro. Damit haben wir unsere Basis für die Zukunft weiter verbessert.
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RNZ: Allerdings auf Kosten des Landschaftsverbrauchs. Sie können ja nicht immer neue Baugebiete erschließen.

Frank Werner: Das will ich auch nicht. "Wackeldorn III" ist gerade mal 2,5 Hektar groß. In anderen Kommunen erreichen Neubaugebiete ganz andere Dimensionen, und weitere Erschließungen sind bei uns ja nicht geplant. Aber wir müssen auf den demografischen Wandel reagieren. Wir haben einen negativen Geburtensaldo, außerdem ziehen junge Leute weg, wenn sie studieren. Trotz der Erschließungen ist unsere Einwohnerzahl in den letzten Jahren nur um etwa 100 gestiegen. Wir schielen nicht auf weitere Zuwächse und wollen auch nicht Stadt werden, auch wegen der dann absehbaren Folgekosten bei der Kinderbetreuung und in der Schule, aber wir sollten aktiv bleiben, um einen Rückgang der Bevölkerungszahl zu kompensieren.
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RNZ: Und Sie lassen sich das mit Grundstückspreisen von 330 Euro pro Quadratmeter gut bezahlen.

Frank Werner: So ist nun mal die Marktlage. Für unsere 45 Bauplätze im Wackeldorn liegen 120 Bewerbungen vor, weil Angelbachtal eine attraktive Wohnlage zu bieten hat. Wir können die Einnahmen aus dem Bauplatzverkauf ja auch gut gebrauchen. Siehe Schuldenabbau. Wenn die Zinsen irgendwann wieder steigen, sollen unsere Belastungen möglichst niedrig sein.
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RNZ: Gewerbeflächen stehen nicht so im Fokus.

Frank Werner: Wir hatten vor 30 Jahren den Richtungswechsel hin zur Wohngemeinde. Bei den Gewerbeflächen wollen wir vor allem den Eigenbedarf der vorhandenen Betriebe befriedigen können und haben im Brüchel entsprechend reagiert. Ansonsten: Unsere Hügellandschaft ist bei Firmenansiedlungen nun mal nicht erste Wahl. Da sind jedes Mal teure Erdbewegungen nötig.
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RNZ: Kaum ein anderer Rathauschef macht so viele Bürgerversammlung wie Sie. Beim letzten Mal saßen gerade mal zwei Dutzend Leute im Publikum. Bringt’s das?

Frank Werner: Naja, das kann schon etwas frustrieren. Andererseits: Wenn man nichts hört, scheint es ja in Ordnung zu sein. Die Bürger greifen natürlich in erster Linie die Themen auf, sie sie konkret betreffen, außerdem wird ja in der Zeitung darüber berichtet. Manches ist ja selbst in der Kommunalpolitik etwas abstrakt. Beim nächsten Mal kommen dann halt vielleicht etwas mehr. Es ist auf jeden Fall kein Grund, keine Bürgerversammlungen mehr abzuhalten.
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RNZ: Nachdem in den letzten Jahren vieles abgearbeitet wurde, können Sie es ja in der zweiten Amtsperiode ruhiger angehen lassen. Oder?

Frank Werner: Ausruhen ist nicht angesagt. Einerseits müssen wir auf neue, jetzt vielleicht noch gar nicht absehbare Entwicklungen reagieren. Wer ahnte denn 2008 die Flüchtlingsproblematik? Vielleicht bekommen wir ein neues Landessanierungsprogramm, das wir natürlich nutzen werden, das aber auch viel Arbeit mit sich bringt. Die Glasfaserversorgung ist zu erledigen, für den Michelfelder Kindergarten könnte eine dritte Gruppe notwendig werden. Das Verkehrsproblem wird uns so oder so weiter begleiten. Und wir müssen uns mit der Rathaussanierung befassen.
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RNZ: Rathaussanierung?

Frank Werner: Die Gemeindeverwaltung ist jetzt 36 Jahre im Wasserschloss. Da ist inzwischen nicht nur optisch einiges zu machen, auch die Elektrik ist erneuerungsbedürftig, das Dach nicht gedämmt, die Fenster sind teilweise nicht mehr dicht. Und auch der Sandstein an der Freitreppe zum Eingang hat gelitten. Wir werden das alles aber nur in Angriff nehmen können, wenn wir übers Sanierungsprogramm mit ordentlichen Zuschüssen rechnen können.
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RNZ: Noch was anderes. In ihrem Wahlprospekt kündigen Sie eine Überraschung für Fasching an. Heißt das: Bürgermeister back on stage?

Frank Werner: Es soll doch eine Überraschung sein. Aber die Musik, die ich 18 Jahre mit meiner "Queerbeet" machte, fehlt mir doch sehr. Jetzt versuch’ ich mal was Neues.

[Quelle: Rhein Neckar Zeitung (29.10.2016) | kel]

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