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Naturerlebnispfad Angelbachtal wird ausgeschrieben - Kosten seit Monaten bekannt - lückenhafte Stellungnahme sorgt für heftige Disskussionen

Von "einer tollen Bereicherung für unsere Gemeinde" sprach Bürgermeister Frank Werner, als er den Ausschreibungsbeschluss für den 2,8 Kilometer langen Naturerlebnispfad im Michelfelder Wald im Gemeinderat aufrief. Seit über zwei Jahren zieht sich das Planungsverfahren hin, wie Alexandra Ehrenberger vom kommunalen Bauamt erläuterte. Mehrfach war auch der Gemeinderat in die Planungen einbezogen worden. Seit Februar ist die Detailplanung abgeschlossen, erste Angebote sind eingeholt und liegen derzeit beim Regierungspräsidium. Da das rund 236.000 Euro teure Projekt zu 60 Prozent aus Leader-Mitteln der Europäischen Union finanziert wird, sei das finanzielle Genehmigungsverfahren aufwendig, so Alexandra Ehrenberger.

Vom Baurecht her ist es deutlich einfacher, da die Stationen hauptsächlich aus Infotafeln und kleinen Gerätschaften bestehen. Am Charakter des existierenden Waldwegs werde nichts geändert. Lediglich am Beginn des "Buchen-Waldmeister-Erlebnispfades" beim Kleintierzüchterheim, wo auch geparkt werden kann, ist ein kleiner Spielplatz vorgesehen. Eine Abstimmung sei auch hinsichtlich des FFH-Schutzgebietes mit den Fachbehörden erfolgt, Revierförster und Forstbezirksleiter begrüßten das Vorhaben ausdrücklich, hieß es.

Wie schon bei den vorangegangenen Ratssitzungen zum Erlebnispfad wurde schnell deutlich, dass es keinen einstimmigen Beschluss in dieser Sache geben wird. Während Roland Lang den Vereinsmitgliedern des "Naturerlebnis Angelbachtal e.V." für ihre Mitarbeit am Planungsverfahren zum Erlebnispfad dankte, gab Sacha Bertich mit Blick auf die Kosten zu verstehen, dass ganz andere Steuersummen beispielsweise in den Eidechsenrefugien neben dem Michelfelder Netto-Markt verbaut worden seien.

Ursula Balheim verwies auf den Grundsatzbeschluss, den man getroffen habe, und wollte damit eine erneute tiefgründige Aussprache vermeiden. Doch Dr. Axel Derks hatte bereits vorgegriffen. Neun Punkte zählte er in seiner schriftlichen Stellungnahme auf, die gegen den Pfad sprächen: Von einem "Eventgelände" sprach er dabei, welches im FFH-Gebiet entstehen würde, bemängelte fehlende Infrastruktur wie Toiletten und eine "gutbürgerliche, naturpfadnahe Restauration". Weiter kritisierte er, dass der eigens gegründete Verein anderen Menschen offensichtlich keine Mitgliedschaft ermögliche. Den "angeblich geplanten Kinderspielplatz" sollte man jedoch weiterverfolgen.

Der Hinweis, dass bis heute keine konkreten Kosten für den Pfad benannt wurden, erzürnte Bürgermeister Frank Werner, der Derks Wissenslücken vorhielt, weil er bei den letzten Sitzungen "vielleicht geistig abwesend" gewesen sei. Mehrfach sei bereits über die Kosten gesprochen worden, so das Gemeindeoberhaupt.

Gemeinderat Heimo Linse gab zu bedenken, dass es sich auch bei den Leader-Mitteln letztlich um Steuergelder handle, und sprach sich mit Blick auf den Eingriff in den Wald und andere Naturlehrpfade beispielsweise im benachbarten Tiefenbach gegen das Projekt aus.

Genehmigt wurde die Ausschreibung zur "Werkplanung und Lieferung eines Naturerlebnispfades" sowie für die "Fundamente und Aufstellung" nach der emotionalen Debatte bei zwei Gegenstimmen. Für die Programmierung einer zugehörigen Smartphone-App, die kostenmäßig unter der Wertgrenze von 20.000 Euro liegt, kann eine direkte Vergabe erfolgen. Voraussetzung sei jedoch, dass das Regierungspräsidium noch die letzte erforderliche Zuschussbewilligung erteile. Damit werde dieser Tage gerechnet, vermeldete die Verwaltung. Eine Auftragsvergabe könnte, so Alexandra Ehrenberger, dann im September erfolgen. Die Lieferung und Montage der Stationen wäre im zeitigen Frühjahr 2019 möglich, eine Eröffnung des Erlebnispfades im April realistisch.

[Quelle: Rhein-Neckar-Zeitung, 26.07.2018, ram]

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