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Pfingstmarkt Angelbachtal: Verhindert das brütende Storchenpaar den geplanten Ablauf des Pfingstmarkts? Heftige Kontroversen im Gemeinderat!

Ein Storchenpaar hat auf einer hohen Platane in der Schlossparkallee sein Nest errichtet. Etwa einen Monat dauert die Brutzeit, zwei weitere Monate dauert es, bis ein Jungstorch flügge ist. So weiß es Gemeinderat Dr. Axel Derks. Er ist zwar Humanmediziner, kennt sich aber auch mit Tieren aus und kommt jetzt ins Grübeln: In die biologische Abläufe fallen die Termine für den in diesem Bereich stattfindenden Pfingstmarkt und die Serenade. Er hat die Situation inzwischen direkt an das Landratsamt des Rhein-Neckar-Kreises gemeldet. Er sieht vermutlich das Wohl der Störche oder das Leben der Jungtiere in Gefahr.

Von der Gemeinde wurde inzwischen eine Risikoanalyse erstellt, die Hauptamtsleiter Diethelm Brecht dem Gemeinderat vorstellte. Das Pfingstmarkttreiben als solches wurde darin nicht kritisch gesehen. Das Feuerwerk, knapp 600 Meter vom Brutplatz entfernt abgeschossen, soll jedoch in der Höhe und wenn möglich beim Geräuschvolumen reduziert werden. Auch von der Lasershow erwarte man keine Gefahren für die Jungstörche oder die Brut, da Lautsprecher und Laserkanonen hinter dem Schloss in die entgegengesetzte Richtung zeigen. Die Dampfeisenbahn für Kinder in unmittelbarer Storchennähe soll bei ihren Rundfahrten auf das Pfeifen verzichten.

Kritisch eingestuft wurde das Feuerwerk bei der Schlossparkserenade. Außerdem soll in den kommenden Monaten, bis die Tiere das Nest verlassen haben, die Leinenpflicht für Hunde verstärkt kontrolliert werden. Abschließend zeigte der Hauptamtsleiter ein Foto, welches er am Pfingstsonntagabend 2017 gegen 22 Uhr aufgenommen hatte: Ein Storch beobachtete gelassen das Treiben im Park von der großen Buche herab.

So gelassen wirkte Bürgermeister Frank Werner nicht, als er zu den aufgezeigten Risiken und Maßnahmen Stellung nahm: "Fakt ist, dass wir leider nicht mehr selbst entscheiden können, weil Sie, Herr Dr. Derks, diesen Sachverhalt ans Landratsamt herangetragen haben." Werner hätte es für besser gehalten und von einem Gemeinderat erwartet, sich zunächst mit dem Rathaus abzustimmen. Dann hätte man sicherlich "mit Maß und Ziel" eine Lösung finden können, meinte der Verwaltungschef. Jetzt werde von Amtswegen untersucht und am Ende vielleicht von Karlsruhe oder Stuttgart aus entschieden.

Doch Bürgermeister Werner wandte sich noch direkter an Derks und gab zugleich zu erkennen, wie verfahren die Situation sei: "Dass Sie mir rechtliche Schritte androhen für den Fall, dass ich behaupten würde, Sie seien gegen den Pfingstmarkt oder gegen die Serenade ist für mich echt ein harter Schlag."

Axel Derks nahm als erster Gemeinderat in der anschließenden Diskussion Stellung: "Für die Beschimpfungen meiner Person danke ich", sagte er zunächst an die Adresse des Bürgermeisters. Vom Fortbestand der Störche zeichnete er später ein düsteres Bild. Allerdings betonte er auch, dass man bei früherem Eingreifen den Nestbau hätte eventuell verhindern oder das Nest umsiedeln können. Warum er mit diesen Vorschlägen erst jetzt komme, wollte Ratskollege Roland Lang wissen. Die Antwort blieb aus.

Deutlich wurde dagegen die überwiegende Ratsmeinung zum Thema: Die Risikoanalyse und der Maßnahmenplan der Verwaltung wurde gelobt, auch die Freude über die Störche kam immer wieder zum Ausdruck. Jedoch dürfe man sich die "Attraktion" Pfingstmarkt, für die Angelbachtal weithin bekannt sei, nicht kaputt machen lassen, betonte Ursula Balheim. Die Maßnahmen müssten in Relation stehen. Die Bedeutung des Fests für die Vereine unterstrich Sascha Bertich, der auch wissen wollte, von wem die Diskussion und die Berichterstattung "gepuscht" worden sei. Am Wochenende seien bereits Drohnen über dem Schlosspark geflogen, gab er zu bedenken.

Von einer deutlichen Zunahme der Storchenpopulation in der Rheinebene berichtete Gemeinderat Heimo Linse, mittlerweile fänden die Tiere dort nicht mehr genügend Nahrung und suchten deshalb Brutplätze im Kraichgau. Als "sehr stresstolerant" bezeichnete er die Tiere, ähnlich wie Gemeinderat Ingo Pupak. Einen Beschluss hatten die Gemeinderäte nach gut einer Stunde zu dem Thema nicht zu treffen, denn die Entscheidung liegt bei der Naturschutzbehörde. Wie diese beschließen wird, ist aktuell völlig offen.

[Quelle: Rhein-Neckar-Zeitung | 26.04.2018 | Ralf März]

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